Aus dem Haftalltag (Billwerder)

„Die Weckzeit im Knast ist von 6 Uhr bis 7 Uhr. Dann ist Einschluss von um 7 bis 12 Uhr. Danach gibt es Mittagessen bis um zwei. Da Essen wir alle zusammen und danach ist wieder Einschluss bis um 16Uhr. Danach ist Freistunde, da hat man Freizeit. Man kann Sport machen, man kann zusammen kochen oder Karten spielen. Oder man kann zusammen in einer Zelle sein. Dann ist wieder Einschluss.

Arbeit gibt es da auch. Es gibt verschiedene Tätigkeiten, du kannst da eine Ausbildung machen, den Abschluss nachholen. Ich habe da zwei Jahre als Tischler gearbeitet. Sport kann man dort so 2 bis 3 Mal in der Woche machen. Und wenn du Geld hast ist es natürlich immer einfacher, weil dann kannst du einkaufen. Dieses Knastessen wollte ich nicht essen, ich war immer einkaufen. Jede Woche kann man das einmal machen.

Billwerder ist neu, das ist ein schöner Knast. Das ist dann nicht mehr U – Haft, da hast du Minimum drei Stunden Freizeit. U – Haft ist wirklich das Schlimmste, da bist du wirklich 23 Stunden eingesperrt. Noch nie habe ich so viele Bücher in meinem Leben gelesen wie dort. Da hast du so viel Zeit, da habe ich in der Woche locker drei Bücher platt gemacht. Du hast einfach nichts anderes zu tun.

Von den Beamten sind 98% nicht nett. Die sind alle so aggro drauf, schlecht gelaunt, keine Ahnung was die haben. Aber es gibt auch gute Wärter, die ehrlich helfen wollen. Egal was du brauchst, die kümmern sich direkt darum.

Drogen gibt es da genug, wenn du Geld hast kein Problem. Das kann man ja von draußen kriegen, von Familie oder Freunden. Und egal was du brauchst, du musst nur fragen. Die sagen das dann der Person, die was hat und dann musst du denen dann was dafür kaufen. Sowas wie zwei Schachteln Marlboro oder so. Aber wenn Urinkontrolle gemacht wird, dann kannst du dir damit alles kaputt machen. Es gibt gute Stationen, da gibt es manchmal vier Stunden Freizeit, aber wenn du beim Kiffen erwischt wirst, dann kannst du alles verlieren. Du kommst dann auf eine andere Station und die ist wirklich hart. Da hast du nur eine Stunde Freizeit und du kannst nur einmal in der Woche duschen. Oder du kommst in Iso (Isolationshaft), da bist du 23 Stunden eingesperrt und siehst nicht mal das Sonnenlicht. Ich war da einen Monat drin. Du kommst dahin, wenn du dich schlägst oder Beamten beleidigst oder durchdrehst und deine Zelle auseinandernimmst. Du kannst da eigentlich nur trainieren, Sport machen, Liegestütz oder sowas. Was willst du sonst machen, sie nehmen dir alles weg. Du hast keine Bücher oder keinen Fernseher. Es gibt nur eine ganz dünne Matratze, kein Kopfkissen, keine Decke und eine dreckige Toilette. Und wenn sie Bock haben, holen sie dich wieder raus. Da siehst du die Sonnenstrahlen und bist erstmal total geblendet. Du hast ja da auch gar kein Zeitgefühl. Es gibt auch noch Fesselbett, dass ist noch schlimmer als Iso. Da ist es auch ganz dunkel und du wirst gefesselt, damit du dich nicht beißt und sowas. Aber da war ich noch nicht.

Es ist auf jeden Fall eine Erfahrung, aus der man was lernen kann. Aber ich würde jedem empfehlen nicht mehr in den Knast zu kommen, ist kein schöner Ort. Das schlimmste ist einfach, wenn man dir deine Zeit wegnimmt. Zeit ist das Kostbarste und Freiheit. Was nützt dir Geld und das alles, wenn du nicht frei und gesund bist.“

Verfasser: Herr S.

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