Nachruf Ernst Medecke

Am 4. Oktober 2021 verstarb unser Mitglied Herr Rechtsanwalt Ernst Medecke.

Er war ein streitbarer, vielfältig engagierter Geist, der immer auf der Seite der Schwächeren unserer Gesellschaft anzutreffen war. So engagierte er sich ebenso im Mieterverein „Mieter helfen Mietern e. V.“ wie bei der Aktiven Suchthilfe e. V. Für die Partei Bündnis 90/ die GRÜNEN war er lange Jahre Mitglied der Deputation der Justizbehörde, in mehreren Anstaltsbeiräten und mischte sich vernehmbar in die Justizpolitik des Senats ein – immer zu Gunsten derjenigen, deren Stimme nicht gehört wurde.

Ernst Medecke bestimmte im Richterwahlausschuss mit, wer in Hamburg Richter oder Richterin wurde und prüfte Nachwuchsjurist:innen im Prüfungsausschuss für das Juristische Staatsexamen.

Völlig uneitel und im besten Sinne engagiert war er und so kam es ihm nicht darauf an, beliebt zu sein, sondern es ging ihm immer um die Menschen, für die er stritt.

Ernst Medecke fehlt nun in der Straffälligenhilfe.

Unser Vorstandsmitglied Bernd Mauruschat, Staatsanwalt i. R. erinnert sich:

„Mein ganzes Berufsleben hindurch war ich ihm immer wieder begegnet. Angefangen hatte es mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde, meiner Erinnerung nach war es meine erste, aber die zu Recht. Später, nach meiner zweieinhalbjährigen Elternzeit, war Rechtsanwalt Medecke einer der Wenigen, die davon Notiz genommen hatten und mich auf dem Gerichtsflur willkommen zurück im Justizalltag hießen. Zuletzt trafen wir uns im vergangenen Jahr vor dem Saal 330 im Strafjustizgebäude, wo die Anhörung eines von ihm vertretenen Sicherungsverwahrten stattfinden sollte. Ich hatte mich über seine „Ferndiagnose“ im Magazin „Panorama“ über ein vermeintliches Versagen der Hamburger Staatsanwaltschaft geärgert – und sagte ihm dies. Er hatte sich über ein von mir eingelegtes Rechtsmittel in einem Verfahren, an dem er beteiligt gewesen war, geärgert – und sagte mir dies. Damit war es gut und die Anhörung verlief in kollegialer und konstruktiver Atmosphäre. Und genau so hatte ich Rechtsanwalt Medecke stets erlebt. Gerade schwierige Mandanten – solche hatte er nicht wenige – vertrat er mit freundlicher Ruhe, Respekt vor ihrer Persönlichkeit und mit Augenmaß. Natürlich konnte er in einer Hauptverhandlung sehr unbequem sein, das aber nie um des bloßen Krawalles oder des Beifalls von der Galerie, sondern immer um der Sache und der wohlverstandenen Interessen seiner Mandanten willen. Ich habe ihn als Verteidiger sehr geschätzt.“

Bernd Mauruschat

Aus Anlass der Trauerfeier für Rechtsanwalt Medecke wurde um Spenden an den Hamburger Fürsorgeverein gebeten. Es ist ein namhafter vierstelliger Betrag zusammengekommen. Der Hamburger Fürsorgeverein bedankt sich sehr herzlich für die Zuwendungen. Sie werden ganz im Sinne des Verstorbenen für soziale Projekte der Straffälligenhilfe eingesetzt werden!

Claudia Dreyer

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